Wer denkt schon gern an den Tod, wenn er jung, dynamisch, kraftvoll und leidenschaftlich ist und noch so
viel vor sich hat? Wohl nur die, die mit diesem Thema schon einmal in Berührung gekommen sind. Es
ist eine unabdingbare Tatsache, daß jeder von uns einmal sterben wird, auch jeder SM’ler.
Nun kann man sagen, SM’ler sterben auch nicht anders als andere Leute und die damit verbundenen Probleme
sind nicht anders als bei anderen Menschen auch. Es kann ein Unfall passieren, Herzinfarkt usw. Aber
manchmal sind die Konsequenzen für die Familie und Freunde doch andere als wenn ein
Vanilla in der Familie stirbt.
Folgendes Szenario:
Altgedienter SM’ler mit als Kammer ausgestattetem Schlafzimmer legt sich abends ins Bett und wacht
morgens nicht mehr auf, weil er in aller Stille und Ruhe im Schlaf verstirbt. In der Familie weiß
niemand von seiner SM-Leidenschaft. Doch durch den unerwarteten Tod wird die Familie plötzlich
mit den Tatsachen konfrontiert. Der Mensch, um den sie eben noch getrauert haben, wird plötzlich
für nicht Aufgeklärte zum Monster. Natürlich wird so etwas kaum ausgesprochen, denn
über Tote sagt man nichts Böses. Daher ist der Schock für die Betroffenen, die eigene
Verunsicherung und die damit verbundenen Vorstellungen und Mutmaßungen noch schlimmer als wenn
man so etwas von einem Lebenden hört. Es kann ja nicht mehr ausdiskutiert werden. Der
Mensch, mit dem man darüber reden müßte, um es verstehen zu können, ist nicht mehr.
Kann sich jetzt noch jemand vorstellen, wie groß der Schock und die Verzweiflung für eine
Mutter sein muß, deren Kind gerade bei einem Unfall verstorben ist und die einschlägiges
Material aus der Studentenbude ausräumt?
Vorsichtsmaßnahmen:
Nun kann man sagen, tot ist tot, was kümmert es mich, was nach meinem Tod passiert. Aber, ich finde,
die Liebe und Sorge die man den Menschen im Leben angedeihen läßt, sollte doch auch über
den Tod hinaus gehen.
Wie kann man nun das Schlimmste verhindern? Es ist nicht erforderlich, daß die
gesamte Verwandtschaft und alle Freunde Bescheid wissen. Es muß auch nicht sein,
daß sie mit dem Treiben einverstanden sind. Aber es sollte doch zumindest einen Vertrauten
geben, der den Schlüssel zur Wohnung hat, der weiß, wo was liegt und auch dazu bereit ist,
im Ernstfall den Liebesdienst zu übernehmen in die Wohnung zu gehen um sie
vanilla-fähig zu machen. (Das Video im Recorder nicht vergessen!)
Außerdem gibt es viele SM’ler, die mit sehr viel Liebe und Sorgfalt alte Stücke gesammelt
haben. Es ist sicher nicht sinnvoll, diese von einem Unwissenden in den Müll befördern zu
lassen. Solche und so manches andere gute Stück kann durchaus von anderen weiter verwendet werden
oder als Erinnerungsstück eine Kammerwand verzieren. Das sollte bei zeiten mal geklärt werden,
wer diesen Dienst übernimmt.
Die SM-Freunde:
Und dann möchte ich noch um etwas bitten, wenn einer eurer SM-Freunde stirbt, ist es natürlich
euer gutes Recht, euch beim Begräbnis von eurem Freund zu verabschieden.
Aber bitte achtet unbedingt darauf: wenn sich der Verstorbene zu Lebzeiten nicht bei seiner Familie
geoutet hat, dann hatte er sicher einen guten Grund dafür. Akzeptiert diese Entscheidung des Verstorbenen
bitte. Ein Outing durch Dritte ist IMMER extrem unfair, erst recht dann, wenn sich der Mensch nicht mehr
dagegen wehren kann.
Wenn ihr über die Verhältnisse in der Familie nicht Bescheid wißt, schickt bitte keine
Kranzspenden eines SM-Vereins usw. SM ist kein Thema bei einem Begräbnis. Bitte macht es nicht dazu.
Unterlaßt jede Provokation der Familie, wahrt die Pietät! Eine Gruppe, die bei einem
Begräbnis im Leder- und Lackoutfit auftritt, wird von nicht informierten Familienangehörigen
mit ziemlicher Sicherheit als Provokation empfunden oder führt zu Fragen und Diskussionen, die der
Tote nicht beantworten bzw. führen wollte.
Ein taktvoller Abschied wird sicher niemanden stören, wird vielmehr der Familie zeigen, daß
sie mit ihrer Trauer nicht alleine ist und vielleicht ein kleiner Trost sein.