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Schmerz
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Was kann an
Schmerz erotisch sein?
Die meisten Menschen haben keine Erfahrung
mit Schmerz, der in einer Atmosphäre von Vertrauen und Kontrolle
sinnvoll und liebevoll gegeben wird. Das und die eigenen Erfahrungen
mit Schmerz wie Papierschnitten und kleinen Verbrennungen usw. sorgen
dafür, daß sich viele Schmerz nicht als positive sexuelle
Erfahrung vorstellen können.
Ein möglicher Zugang zum Thema
könnte sein, sich Schmerz als Teil eines kontinuierlichen Gefühls,
das von ganz sanft bis sehr stark reicht, vorzustellen. Die Trennlinie
zwischen einem Klaps und einem Schlag ist sehr verschwommen und
hängt vom momentanen Zustand und von den Intensionen der beiden
Personen ab. Der Klaps von dem einen Menschen wird liebevoll empfunden,
von einem anderen als glatte Beleidigung oder Demütigung und
in einer ganz anderen Situation als schmerzhaft. Als Faustregel
kann man sagen, je stärker der Grad der Erregung, um so stärker
der Reiz/Schmerz, der noch als lustvoll empfunden wird.
Als Beispiel kann hier auch angeführt
werden: bei ganz normalem "Vanilla-Sex" kommt es auch
häufig vor, daß sich ihre langen Fingernägel in
den Rücken des Partners vergraben und ein Biß in die
Schulter als luststeigernd empfunden wird.
Bevor man für sich selbst entscheidet,
ob man sich auf das Erlebnis Schmerz einläßt, wird es
sich als günstig erweisen, zu klären, wie weit Phantasie
und Realität zusammen passen.
Manche Menschen lieben körperliche
Reize in einem Ausmaß, das man fraglos als schmerzvoll bezeichnen
kann. Dafür gibt es verschiedene Gründe:
-
als ein Zeichen der Unterwerfung:
"Ich hasse diesen Schmerz, aber meine Herrin möchte,
daß ich ihn ertrage, darum nehme ich ihn für Sie."
-
als einen Weg die Weiterentwicklung
der Sexualität zu betreiben
-
als Weg zur Ableitung von Ärger,
Traurigkeit, aller möglicher aufgestauter Emotionen
-
als Teil der Phantasie (ungezogener
Schuljunge muß übers Knie gelegt werden)
Erotik und Schmerz
Um eine weitere Annäherung zum
Thema Schmerz zu finden, machen wir einmal einen Ausflug zum Thema
safe-sane-consensual. Schmerz im BDSM-Konsens ist sicher, vernünftig
und geschieht einvernehmlich. Nur, das trifft zum Teil auch auf
andere zu.
Konsensueller Schmerz muss nicht immer erotisch sein ;-) Wird eine
Eisläuferin der Spitzenklasse von einem Laien nach einem Sturz
gefragt wo es weh tut, kann es sein, dass er eine Antwort erhält
wie: "Wenn mir irgendwann einmal nichts weh tut, dann habe
ich beim Training etwas falsch gemacht." Profi-Masochisten
sind sicher auch Ballettballerinas, Boxer, Ringer, Hockeyspieler
usw.
Das bedeutet, ein wesentlicher
Aspekt von Schmerz ist die Erotik!
Guter Schmerz
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Schlechter
Schmerz |
wird willentlich empfangen
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ist unerwünscht
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steigert die sexuelle Erregung
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(zer-)stört die sexuelle Erregung
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bringt Befriedigung
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produziert Bekümmertheit
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passt in den erotischen Zusammenhang
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hat keinen erotischen Kontext
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kann zur Ekstase führen
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hört nie auf sich schlecht anzufühlen
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Empfehlungen für das Schmerzspiel
Für
die Vorgabe der Limits ist der Bottom verantwortlich. Für
die Einhaltung der Top.
Bottom
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Top |
Alkohol und Drogen beeinflussen das Wahrnehmungsvermögen.
Das bedeutet, man merkt eventuelle zu spät, dass der
Schmerz schon die Grenze des sinnlichen überschritten
hat. Wer nur mit Alkohol ein Schmerzspiel spielen kann, der
sollte es besser lassen.
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Alkohol und Drogen beeinflussen das Wahrnehmungsvermögen.
Das bedeutet, man merkt eventuelle zu spät, dass beim
Bottom der Schmerz schon die Grenze des sinnlichen überschritten
hat. Wer nur mit Alkohol ein Schmerzspiel spielen kann, der
sollte es besser lassen.
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Lass niemanden mit einem Instrument das starke Schmerzen
verursacht an dir hantieren, den du nicht kennst. Überzeuge
dich vorher, ob er damit auch umgehen kann und prüfe
seine Reputation.
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Geh nie mit einem Werkzeug an einen Bottom ran, wenn du es
nicht sehr gut beherrscht! Nur Idioten schnappen sich ein
brandneues Spielzeug, z.B. zur Elektrostimulation und gehen
damit volle Pulle an den Bottom ran. Ein Bottom ist ein Partner
der Lust, kein Versuchskaninchen.
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Akzeptiere nie ein Spiel, das du nicht möchtest. Wenn
du nicht gut drauf bist, wird das in einer Session auch nicht
besser. Kläre vor dem Spiel deine Limits, eventuelle
Einschränkungen auf Grund von Erkrankungen, Traumata,
Allergien usw. Versichere dich, dass der Top das nicht nur
gehört hat sondern auch verstanden hat und respektieren
wird.
Überschreitet der Top deine Limits, dann
schicke ihn zur Hölle und verlasse die Szene.
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Dränge nie jemanden in ein Schmerzspiel, der das nicht
ganz klar auch haben möchte. Überzeugend zu sein
ist was tolles, jemanden überfahren nicht.
Stoppe sofort die Session sobald das Safewort fällt,
dein Bottom auf irgend eine andere Art kommuniziert, dass
seine Limits erreicht sind oder du erkannt hast, dass es zuviel
ist.
Es ist deine Verantwortung, dass das Schmerzerlebnis für
deinen Partner ein erotisches ist.
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Heb nicht derart ab, dass du die Kontrolle über dich
selbst total verlierst (zumindest dann, wenn du den Partner
noch nicht sehr gut kennst) und gehe nie weiter, als für
dich gesund ist.
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Natürlich ist eine Session geil. Orgasmus in der Session
ist auch o.k. Aber verlier dabei nie die Kontrolle über
den Bottom und schon gar nichts über dich selbst.
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Lass dich nicht von der Sicherheit des Safewortes einlullen!
Bei Schmerzspielen ist z.B. ein Alarmsignal das Hyperventilieren
oder wenn der Partner ungewöhnlich unruhig, eventuell
hysterisch wird. Lese bitte auch bei Safewort weiter.
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Einstieg in das erotische
Schmerzerlebnis
Die Schlüssel- oder Einstiegserlebnisse
sind bei vielen SM'lern unterschiedlich. Bei manchen war es der
eine ganz spezielle Schlag mit der Gerte auf dem Hintern, bei
einigen langjährige autoerotische Spiele mit den Nippeln
und schließlich bei anderen wieder ganz einfach Experimentierfreudigkeit.
Wie man zu Schlüsselerlebnissen kommt, kann ich dir nicht
sagen, weil eben jeder seinen ganz eigenen Schlüssel dafür
hat. Wie man über das Experimentieren hinkommt, da gibt es
schon ein paar Tipps und Tricks.
Die Grundlagen dafür:
-
rede mit deinem Partner ganz
genau darüber, was du dir vorstellst damit es zu keinen
Missverständnissen kommt
-
kläre für dich selbst
einmal gründlich ob du das tun willst, egal ob passiv
oder aktiv
-
versichere dich ganz klar darüber
ob dein Partner damit nicht nur einverstanden ist, sondern
das auch absolut auch machen will
-
Wenn das
klar ist, kann es ja losgehen!
-
Weniger ist
mehr!
Tu dir selber einen Gefallen,
marschier nicht sofort in den nächsten Sexshop oder Internetseite
und kaufe dort den gesamten Vorrat an Peitschen, Stöcken,
Gerten, Klemmen usw. auf. Spar dir das Geld erst mal. Das
wichtigste Gerät hast du immer bei der Hand – die Hand.
Zähne und Fingernägel hast du auch noch? Na, dann
bist du ja perfekt ausgerüstet!
"Wenn ich schon gefoltert werde, dann möchte ich
es wenigstens bequem haben!" Ich weiß nicht, wer
das mal gesagt hat, aber ich finde es gut. Das gleiche gilt
natürlich auch für den Folterer. Ein schönes
bequemes Bett, eine Couch mit weichem Teppich davor usw. sind
da gerade richtig. Der Zugriff auf das Opfer sollte rundherum
leicht möglich sein, sodass Top nicht irgendwelche umständliche
Verrenkungen machen muss.
So, das Opfer liegt jetzt mal schön nackt da.
Mit verbundenen Augen macht sich Bottom noch etwas besser,
da er sich da besser auf die Empfindung konzentrieren kann.
Erforsche nun seinen Körper Millimeter für Millimeter
mit deinen Händen. Lass absolut nichts aus! Du kannst
drücken, schlagen, zwicken, streicheln, kitzeln, lutschen,
küssen, saugen .... Beobachte seine Reaktionen genau
und hole dir auch entsprechendes Feedback! Wenn Bottom vor
sich hin grunzt, stöhnt, der kleine Schlingel groß
und stark wird oder die Spalte sehr, sehr saftig, dann kannst
du nicht falsch liegen ;-) Erntest du die saure Zitrone im
Gesicht, dann war es das wohl nicht so ganz! Überprüfe
ob der Reiz ganz einfach zu stark war oder ob es ganz einfach
eine NoNO-Zone ist. Für Misshandlungen entschuldige
dich mit einem Kuss auf die Stelle und mach weiter.
Je nach euren persönlichen Umgangsformen kannst du das
Feedback natürlich auch einfordern ohne aus der Session
auszugleiten. Ein: "Na du kleine geile Schlampe, wie
weh tut dir das denn?" oder "Ist das aufregend für
dich, mein kleines Schweinchen?" wird wohl die gewünschte
Antwort bringen. Aber manchmal ist als zusätzliche Aufforderung
noch ein etwas beherzteres Zwicken erforderlich *seufz*
Wenn du deinem Partner die Augen nicht verbunden hast, dann
tappst du leicht in die Falle: "Du wirst mir doch DA
nicht weh tun wollen?" Genau DA ist dann auch der Punkt,
wo es richtig gemacht, so richtig gut tut, abgesehen mal von
Penis und Scheide. Die häufigsten Punkte sind natürlich
der Popo, die Brustwarzen, die Hoden und der Hals, eventuell
auch der Anus. Wobei es bei Männern häufig so ist,
dass es entweder die Hoden oder die Nippel sind.
Erforsche deinen Partner von der Haarspitze bis zu den Zehen,
mach dir eine richtig schöne Landkarte.
Weiter geht’s!
Du weißt ja jetzt, wo Schmerz
gut angekommen ist und wo nicht. gehe jetzt langsam wieder an
diese Stellen wieder heran und experimentiere intensiver! Schau
mal, wie weit du gehen kannst. Dazu musst du deinen Partner ganz
genau beobachten. Lass die Kommunikation nicht abbrechen! Kommunikation
ist jetzt absolut die Basis für die Zukunft!
Bondage
Du hast jetzt sicher schon beobachtet,
dein Partner weicht gerne körperlich aus, wenn er weiß
was auf ihn zukommt, auch wenn er ganz genau weiß, dass
es ihn geil macht. Ist ganz normal. Um das zu unterbinden, binde
ihn fest! Nur, jetzt fang noch mal eine Stufe weiter unten an.
Mit dem Gefühl der absoluten Hilflosigkeit verstärken
sich Empfindungen enorm ... nun, lieber Top, erleichtert dir ja
auch die Arbeit ;-)
Werkzeue
Nun, jetzt bist du schon ziemlich
weit. Wenn ihr beiden jetzt Lust dazu habt, jetzt wäre der
richtige Zeitpunkt um Werkzeuge, Spielzeuge einzusetzen. Du weißt
jetzt, wo die stark erregbaren Zonen sind. Für die Nippel
gibt es die unterschiedlichste Möglichkeiten, Sie doch mal
bei Nippelspiel nach. Ähnliches gilt auch für die Hoden.
Liegt einer der Hauptpunkte am Hals, dann kommt es auf die Intensität
an. Wenn es in den Bereich des Würgens geht, dann lese mal
weiter bei Datenschlag,
anal ebenfalls bei Datenschlag.
Und bei all dem gilt natürlich wie immer, klein anfangen!
Und wenn es bei Klein bleibt, super. BDSM ist kein Leistungswettbewerb
sondern ein Spiel das zwei Menschen Lust bereiten soll!
Um den Popo oder eventuell auch den Rücken deines Partners
lustvoll zu quälen besorge dir erst mal die weichen mehrstriemigen
Peitschen, Flogger, eventuell auch noch eine Springgerte, die
mit dem Blatt vorne drauf. Das reicht für den Anfang erst
mal.
Lerne mit den Werkzeugen umzugehen, damit du auch tatsächlich
dort triffst, wo du treffen möchtest. Ein Schlag, der mit
den Spitzen der Peitsche nicht am Popo landet sondern an den Seiten
ist alles andere als erotisch und holt deinen Partner von seinen
Höhenflügen recht schnell herunter.
Ein gutes festes Kissen auf einen Stuhl festgebunden heimlich
ausgepeitscht verpetzt dich ganz sicher nicht ;-)
die Fortgeschrittenen
Wie schon in Punkt 4 erwähnt,
wenn es ans Eingemachte geht, hol dir alle sachdienlichen
Informationen die du bekommen kannst. Noch besser, nimm Kontakt
mit anderen SM'lern auf und lass dir das wo du dir nicht sicher
bist erklären oder zeigen. Jeder hat mal angefangen, niemand
ist allwissend und dein Partner wird dir die Mühe danken.
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