Es wurde und wird in der SM-Szene viel über
safe-sane-consensual aber auch über RACK diskutiert. Was das
ist? Zu SSC gibt es auch viel auf meiner Web-Seite zu finden. Ich
bin mit dieser Richtlinie immer konform gegangen. Die
häufig so verhement vertretene RACK Richtline hat mich natürlich
zum Nachdenken gebracht.
Jeder Mensch der mündig ist, das heißt,
niemand hat in welcher Form auch immer die offizielle Vormundschaft
über ihn, ist für sich selbst verantwortlich. Immer, zu
jeder Zeit. Jeder Mensch ist, unter anderem, auch für seinen
Orgasmus selbst verantwortlich. Das ist auch bei BDSM in all seinen
Spielvarianten so. Ganz egal ob es sich um eine 24/7 Beziehung,
oder wie auch immer die entsprechenden Schlagwörter heißen
mögen, handelt. Das heißt, selbst in einem Spiel in dem
der Mensch die Verantwortung für sein Wohl und Wehe in der
Spielsituation überträgt, hat er/sie sie in der letzten
Konsequenz immer noch.
Ein Spiel unter Sadomasochisten ist kein Spiel in
einer geschützten Werkstätte für Behinderte!
Jeder, der schon mal ein Kind aufgezogen hat wird sich dessen bewusst
sein, wie schwierig es ist immer die richtigen Entscheidungen zu
treffen. Jeder der einmal Kind war hat wohl noch so den einen oder
anderen Vorwurf gegenüber den Eltern offen was die denn alles
und überhaupt...
Und da erwartet Mensch, dass er die Verantwortung für sich
selbst an einen anderen Menschen in einem sadomasochistischen Spiel
abgeben kann? Lächerlich! Spielpartner sind gleichberechtigte
Partner, kein Papa-Mama-Ersatz. Und, es ist auch kein Barbie-Puppenhaus
aus dem der Prinz auf dem weißen Pferd die Prinzessin in die
gut behütete Wildnis entführt, damit sie etwas Aufregung
in ihr Leben bringen kann.
Da Spielen Menschen miteinander. Und Menschen machen
Fehler, halten sich nicht an Vereinbarungen, es geht ihnen manchmal
nicht so toll und es geht um viele Emotionen die mit dem Spiel selbst
nichts zu tun haben, aber in der Situation einfach da sind. Niemand
hat letztendlich all diese Faktoren zu jederzeit unter Kontrolle,
egal ob er jetzt auf der Top- oder Bottom-Seite oder auch als Switcher
unterwegs ist. Und, niemand ist die eierlegende Wollmilchsau. Ein
Spielpartner auch nicht. Auch nicht der wo zwei Menschen der Meinung
sind: "Für uns ist es kein Spiel! Für uns ist das
ernst, unser Leben!" Sorry, ist es nicht. Es mag so erscheinen,
aber sadomasochistische Aktivitäten sind IMMER ein Spiel zwischen
zwei Menschen. Die Sklaverei wurde vor langer Zeit abgeschafft,
aus gutem Grund.
Jeder von uns hat schon alleine auf Grund der Erziehung
sehr wahrscheinlich noch emotionelle Defizite mit denen er im Alltagsleben
gut zurecht kommt, die aber in der Auseinadersetzung mit Sadomasochismus
gnadenlos zum persönlichen Mühlstein der um unseren Hals
liegt wird bzw. ein Spiel brutal belastet und letztendlich eine
Beziehung zerstören kann.
Und für all diese Faktoren hat jeder erwachsene
Mensch für sich selbst die Verantwortung. Es ist seine Verantwortung
für sein seelisches, gesundheitliches, emotionales was auch
immer Wohl und Wehe zu achten. Wenn es zu Problemen kommt, dann
ist es wichtig sie zu lösen. Tut Mensch das nicht, dann vernachlässigt
der sich selbst. Jemand der sich selbst vernachlässigt schiebt
Eigen-Verantwortung auf andere Menschen ab. Sadomasochistisch Partner
sind nicht dazu da um welche Defizite auch immer, auszugleichen,
abzufangen. Ein sadomasochistischer Partner kann nicht das wieder
gut machen oder heilen was in der Vergangenheit eines anderen Menschen
alles schief gelaufen ist. Der einzige Mensch der das kann und dessen
Pflicht es ist das zu tun ist der Betroffen selbst, niemand sonst.
Wenn ein emotionales oder auch körperliches Defizit
in einem sadomasochistischen Spiel ausgespielt, bespielt wird, dann
muss das beiden BEWUSST sein. Es müssen beide damit einverstanden
sein. Dann lässt sich damit auch einiges erreichen. Aber selbst
dann und gerade dann ist es noch mal ganz besonders wichtig den
achtsamen Umgang mit sich selbst zu pflegen, laufend zu klären
-> Ist das o.k. für mich was da passiert? Und wenn die Antwort
NEIN ist oder sogar ein "Ja. Aber..." enthält, dann
ist es die Verantwortung des Betroffenen die Situation zu klären,
ganz sicher nicht die des Spielpartners!
Und, als Absage an RACK: Menschen, die noch niemals
ein Risiko eingegangen sind, weil sie aus einer behütenden
Familie kommen (Barbie-Puppen-Syndrom) und dann eine Partnerschaft
gelebt haben in der alles in Wonne und Waschtrog abgelaufen ist
bis zur Übersättigung der Zufriedenheit, wissen einfach
nicht was Risiko ist. Damit haben sie auch kein Bewusstsein dafür.
Darum, die Basis von Sadomasochismus ist in meinen
Augen einzig und alleine das Bewusstsein, dass jeder Mensch, egal
welche Spielregeln auch immer aufgestellt werden, zu jeder Zeit,
in jeder Situation, davor, dabei, danach die Verantwortung für
sich selbst hat.
Die Eigenverantwortlichkeit.
Wer dazu nicht bereit ist, muss sich über Risikoabwägung,
Sicherheit, Hausverstand und Einvernehmlichkeit erst gar keine Gedanken
machen. Denn dann fehlt es schon an der Basis.
|